Das Lymphgefäßsystem
Neben dem Blutkreislauf verfügt unser Körper über ein zweites, ebenso bedeutendes Transportsystem – das Lymphgefäßsystem. Anders jedoch als das Blutgefäßsystem ist das Lymphgefäßsystem als Einbahnstraße angelegt.
Als Transportsystem entsorgt es pro Tag bis zu vier Liter Lymphe – eine Mischung aus Eiweiß, Stoffwechselabfällen, Entzündungsprodukten, Fett und Wasser – aus dem Gewebe.
Um Ihnen die Funktionsweise des Lymphgefäßsystems näher zu bringen, haben wir Ihnen eine Skizze zur Veranschaulichung bereitgestellt.
Mit freundlicher Genehmigung der Firma medi
Lymphödem
Ist das Lymphgefäßsystem gestört, kann nicht mehr ausreichend Lymphe abtransportiert werden.
Im Gewebe staut sich Flüssigkeit.
Die Folge: eine sicht- und tastbare Schwellung. Die Medizin spricht von einem „Lymphödem”. Störungen des Lymphgefäßsystems können angeboren sein (primäres Lymphödem) oder Folge einer Operation, von Bestrahlung, Infektionen oder Verletzungen sein (sekundäres Lymphödem).
Diagnose: Lymphödem
Nur ein Experte kann feststellen, ob Sie tatsächlich an einem Lymphödem leiden. In der Regel kann der Facharzt anhand Ihrer Krankengeschichte und durch gründliche Untersuchung erkennen, um welche Art von Ödem es sich handelt.
Bei unklarem Krankheitsbild und um bösartige Prozesse auszuschließen, kommen in einigen Fällen moderne bildgebende Technologien zum Einsatz wie etwa Ultraschalluntersuchungen, indirekte Lymphographie und Lymphszintigraphie.
Warten Sie bei verdächtigen Schwellungen nicht zu lange ab.
Gehen Sie zu einem Facharzt.
Der Verlauf der Erkrankung wird in verschiedene Stadien eingeteilt:
Stadium 0
Die Lymphgefäße sind geschädigt, es tritt aber noch keine Schwellung auf.
Stadium 1
Die Schwellung zeigt sich nur am Abend, bildet sich bei Hochlagerung von Arm bzw. Bein zurück.
Stadium 2
Die Schwellung ist dauerhaft, es zeigen sich erste Verhärtungen des Gewebes.
Stadium 3
An der komplizierten Schwellung zeigen sich Hautveränderungen, z.B. Bläschen, Fisteln oder warzenähnliche Veränderungen. Die schwerste Form des Lymphödems ist die „Elephantiasis”.
Als Folge unbehandelter Lymphödeme treten nicht nur Verhärtungen (Fibrosierungen) des Gewebes auf, häufige Komplikationen sind auch Hautpilze und Wundrosen.
Lipödem
- Ein Lipödem ist eine angeborene, ererbte, chronische Erkrankung
- Von Lipödemen betroffen sind fast ausschließlich Frauen
- Die Krankheit zeigt sich in der Regel gegen Ende der Pubertät oder während einer Schwangerschaft
- Fast immer besteht eine familiäre Vorbelastung. Die Ursachen sind bis dato aber noch nicht endgültig geklärt
- Die Fettzellen des Lipödems sind anders ausgebildet als etwa das Reservefett am Bauch
- Typisch ist eine Druckschmerzhaftigkeit am Bein sowie das häufige Auftreten von “blauen Flecken”
- Lipödeme sind Fettverteilungsstörungen. Sie zeigen sich in den meisten Fällen an Ober- und Unterschenkeln, man spricht auch vom Reiterhosensyndrom. In manchen Fällen sind auch die Arme betroffen
Stadien der Erkrankung:
Stadium 1
„Orangenhaut”, feinknotige Hautoberfläche.
Stadium 2
„Matratzenhaut”, grobknotige Hautoberfläche mit größeren Dellen.
Stadium 3
Grobe, deformierende Fettlappen Die Krankheit zeigt sich zunächst an den Hüften, später sind die gesamten Oberschenkel betroffen. Bei Fettlappen an den Innenseiten der Knie kann es durch „Wundlaufen” zu Entzündungen kommen. Fortgeschrittene Lipödeme behindern den Abfluss von Blut durch die Venen ebenso wie den Abfluss von Lymphe im Lymphgefäßsystem.
Unbehandelte Lipödeme können sich von den Hüften („Reiterhosen”) und an der Innenseite am Knie bis zu den Fußknöcheln ausbreiten.
Therapiemöglichkeiten
Lipödeme sind keine Fettpolster, die durch Übergewicht entstanden sind. Daher sind sie auch nicht durch Abmagerungskuren zu bekämpfen. Jedoch wirkt sich Gewichtsreduktion in Verbindung mit Sport (mit Kompression!) positiv aus. Gewichtszunahmen sollten in jedem Fall vermieden werden. Betroffene mit Übergewicht sollten jedoch in jedem Fall versuchen ihr Körpergewicht auf einen Body Mass Index (BMI) zwischen 19 und 25 einzustellen. Der BMI errechnet sich wie folgt: BMI = Körpergewicht / (Körpergröße in m)²
Diät als Therapie?
Viele Betroffene haben bereits eine Reihe von Diäten hinter sich. Doch auch extreme Fastenkuren ändern nichts am Beinumfang einer Lipödempatientin. Ebenso wenig erfolgreich sind medikamentöse Behandlungen oder ein isoliertes Sportprogramm. Eine operative Fettabsaugung ist stets mit Risiken verbunden. Wie erfolgreich therapiert werden kann, dazu mehr auf der folgenden Seite.
Durch Medikamente und Salben sind Lipödeme nicht zu beeinflussen.
Wichtig — Sport niemals ohne Kompression!
Sport ist sinnvoll, ohne Kompressionstherapie aber würde der Umfang der Beine dadurch nur noch weiter zunehmen. Empfohlen werden folgende Sportarten: Nordic Walking, Walken, Spazieren gehen, Wandern, Aerobic, Aquajogging und Schwimmen (Wasserdruck wirkt sich positiv aus). Operationen sind in Form von Fettabsaugungen (Liposuktion) möglich. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich in Folge Dellen in der Haut bilden. Vor einer Absaugung muss unbedingt abgeklärt werden, ob bereits auch das Lymphsystem von der Erkrankung mit betroffen ist.
Lipödem-Therapie
Bei Lipödemen empfehlen Experten eine kombinierte Therapie aus Kompression und Bewegung, in schweren Fällen (Stadium 3) nach vorheriger Lymphdrainage.
- In Stadium 1 werden zumeist rundgestrickte Kompressionsstrümpfe (nahtlos) eingesetzt. Diese sollten mindestens 3 Tage pro Woche und zum Sport getragen werden.
- In Stadium 2 werden flachgestrickte Kompressionsstrümpfe (mit Naht) empfohlen, die täglich getragen werden sollten.
- In Stadium 3 ist ebenso wie beim Lymphödem eine komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) angezeigt.
Zusätzlich kann eine Infrarottherapie die Mikrozirkulation in den Gefäßen des Unterhautfettgewebes verbessern. Positiv wirkt sich bei übergewichtigen Patientinnen eine kontrollierte Gewichtsreduktion aus.
Bei Lipödemen hat sich eine Therapie bewährt, die Kompression und Bewegung kombiniert.
Texte und Bilder mit freundlicher Genehmigung der Firma medi